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Website aktualisiert am 06.10.2025
Balken ohne Schubbewehrung im Zustand II (gerissener Zustand)
Bei
Balken
ohne
Querkraftbewehrung
bildet
sich
abhängig
von
der
Belastung
ein
Sprengwerk
(bei
Einzellasten)
oder
ein
Druckbogen (bei Gleichstreckenlast) aus, während die Biegezugbewehrung als Zugglied dient:
Stabwerksmodell
Ausgehend
vom
Biegzugrand
bilden
sich
Schubrisse,
welche
bei
Laststeigerung
immer
weiter
in
die
Druckzone
vordringen.
Dadurch
wird
die
Querkrafttragfähigkeit
der
ungerissenen
Druckzone
stetig
reduziert,
während
die
Betonstahlspannung
im
Bügel
wächst.
Ab
einer
kritischen
Rissöffnung
wird
die
Zugfestigkeit
der
Schubbewehrung
erreicht,
womit
diese
zunächst
zu
fließen
beginnt,
sich
einschnürt
und
bei
weiterer
Laststeigerung
reißt.
Aufgrund
der
Reduzierung
der
wirksamen
Druckzone
infolge
der
Rissbildung
kann
auch
eine
Zerstörung
des
Betongefüges
in
der
Biegedruckzone
erfolgen.
Es
versagen
daher
entweder
die
Bügel
oder
die
Betondruckzone.
Dieser
Versagensmechanismus wird als
Biegeschubversagen
bezeichnet.
Versagensmechanismus
Balken mit Schubbewehrung im Zustand II (gerissener Zustand)
Das
Tragverhalten
von
Stahbetonbauteilen
mit
Längs-
und
Querkraftbewehrung
wird
in
der
Regel
mit
Fachwerkmodellen
abgebildet.
Die
vertikale
Bügelbewehrung
dient
als
Zugstrebe,
während
sich
im
Beton
geneigte
Druckstreben
einstellen.
Die
horizontale
Längsbewehrung
am
Biegezugrand
dient
als
Zuggurt
und
der
Beton
in
der
Druckzone
als
horizontaler
Druckgurt,
womit das Gleichgewicht der inneren Kräfte gewährleistet ist.
Diese
Modellbildung
wurde
erstmals
von
Ritter
und
Mörsch
im
19.
Jahrhundert
entwickelt,
wobei
zunächst
noch
eine
Druckstrebenneigung
von
=
45°
zugrunde
gelegt
war.
Das
Fachwerkmodell
wurde
seither
weiterentwickelt,
wobei
derzeit
insbesondere folgende Modelle von Bedeutung sind:
(1) Fachwerkmodell mit variabler Druckstrebenneigung (Plastizitätstheorie)
(2) Fachwerkmodell mit zusätzlichem Betontraganteil
(3) Fachwerkmodell mit Rissreibung (Hybridlösung aus (1) und (2))
In
der
Tragwerksnorm
DIN
EN
1992-1-1
wird
das
Fachwerkmodell
mit
Rissreibung
angewendet.
Dabei
wird
mit
einer
veränderlichen Druckstrebenneigung gerechnet, welche abhängig vom Betontraganteil und der Normalkraft begrenzt wird.
Begrenzung der Druckstrebenneigung:
NDP zu 6.2.3 (2) Gleichung NA6.7a
Die
Druckstrebenneigung
liegt
damit
für
Normalbeton
zwischen
18,4°
(cot
=
3)
und
maximal
45°
(cot
=1).
Die
Normalkraft
wird durch die Betonlängsspannung berücksichtigt. Vereinfacht dürfen folgende Druckstrebenneigungen angesetzt werden:
- bei reiner Biegung und bei Biegung mit Längsdruckkraft:
- bei Biegung mit Längszugkraft:
Der Betontraganteil für Balken mit Querkraftbewehrung wird folgendermaßen berechnet:
NDP zu 6.2.3 (2) Gleichung NA6.7b
Es
ist
anzumerken
ist,
dass
entgegen
der
üblichen
Konventionen
der
Statik
die
Längsdruckkraft
bei
der
Berechnung
der
Betonspannung positiv eingesetzt wird (Druck > 0). Die Drucknormalkraft wirkt sich günstig auf die Querkrafttragfähigkeit aus.
Der Faktor c = 0,5 ist ein Rauigkeitsbeiwert für die Querkraftübertragung in Fugen.
Die
Risse
am
Biegezugrand
gliedern
den
Balken
in
Abschnitte,
wobei
im
Modell
nach
Reineck
die
Rissreibung
infolge
Verzahnung
der
Rissufer
berücksichtigt
wird.
Dieser
Ansatz
wurde
in
der
DIN
1045-1
verwendet
und
in
den
Nationalen
Anhang
(NA)
der
deutschen DIN EN 1992-1-1 übernommen.
Betontraganteil:
Die
aufnehmbare
Querkraft
wird
bei
Querschnitten
mit
Schubbewehrung
neben
der
Tragfähigkeit
der
Betondruckstrebe
(vgl.
DIN
EN
1992-1-1
Gl.
6.9:
V
)
von
der
Tragfähigkeit
des
Betonstahls
begrenzt.
Die
Herleitung
der
vom
Betonstahl
aufnehmbaren
Querkraft V wird nachfolgend am Stabwerksmodell für den Fall von lotrecht eingebauten Bügeln (Alpha=90°) erläutert:
Tragfähigkeit der Zugstrebe (Bügel)
Rd,max
Rd,s
Die
bereits
erfolgten
Erläuterungen
zum
Tragverhalten
von
Stahlbetonbalken
mit
erforderlicher
Schubbewehrung
zeigen,
dass
die
Querkräfte
durch
die
Bügelbewehrung
entlang
des
Bauteils
kontinuierlich
in
die
Druckzone
aufgehängt
werden.
Die
Bügel
und
deren
Anordnung
müssen
daher
gewisse
Ansprüche
erfüllen,
insbesondere
damit
sie
gegen
die
einwirkenden
Kräfte
ausreichend
verankert
sind.
Als
Verankerungselemente
werden
bevorzugt Haken und Winkelhaken verwendet.
Konstruktive Regeln für Querkraftbewehrung
Bügel
müssen
also
in
geeigneter
Weise
geschlossen
werden,
um
den
Kraftfluss
zu
gewährleisten.
Die
Druckstreben
stützen
sich
auf
die
steifste
Stelle
der
Bügel
und
damit
auf
die
Eckbereiche
der
Bügel
ab,
wie
im
nebenstehenden
Bild
schematisch
dargestellt.
Jede
Bügelecke
muss
durch
ein
Längseisen
gesichert
sein
und
Maximalwerte
der
Längs-
und
Querabstände
der
Bügelschenkel
dürfen
nicht
überschritten
werden.
Bei
breiten
Trägern
müssen
deshalb
Schubzulagen
innerhalb
des
äußeren
Bügels
eingesetzt
werden.
Die
zulässigen
Längs-
und
Querabstände
der
Bügelschenkel
sind
im
Nationalen
Anhang
der
deutschen
DIN
EN
1992-1-1
den
Tabellen
NA.9.1
und
NA.9.2
zu
entnehmen
und
sowohl
von
der Querkraftausnutzung als auch der Betonfestigkeitsklasse abhängig.
Bei
der
Verankerung
der
Bügel
ist
es
wichtig
zu
unterscheiden,
ob
der
Bügel
in
der
Druck-
oder
Zugzone
des
Bauteils
geschlossen
wird.
Bei
Anordnung
des
Bügelschlosses
in
der
Zugzone
bestehen
höhere
Anforderungen
an
die
Übergreifung
der
Stabenden.
Die
Übergreifungslänge
am
Bügelschloss
muss
in
diesem
Fall
konsequent
gewährleistet
sein,
weil
der
Bewehrungs-
stoß
ggfs.
durch
einen
Schubriss
gekreuzt
werden
kann.
Weil
die
Schubrisse
am
Biegezugrand
entstehen
und
sich
von
dort
aus
in
Richtung
der
Druckzone
ausbreiten,
sollte
die
Verankerung
demnach
in
der
Druckzone
erfolgen
(EC2-1-1/NA:
NCI
Zu
9.2.2
(3)).
Dies
gilt
im
Allgemeinen
als
erfüllt,
wenn
die
Querkraftbewehrung
über
die
ganze
Querschnittshöhe
reicht.
In
der
Zugzone
müssen
Verankerungselemente
möglichst
nahe
am
Zugrand
angeordnet werden.
Die
Lage
der
Biegedruck-
und
Biegezugzonen
kann
in
Anlehnung
an
Leonhardt
&
Walther
(1965)
am
Beispiel
eines
Durchlaufträgers folgendermaßen erläutert werden:
Das
Bild
verdeutlicht,
dass
im
Feldbereich
die
Biegezugzone
sich
am
unteren
Querschnittsrand
befindet,
während
sie
im
Stützbereich
am
oberen
Querschnittsrand
liegt.
Das
Bügelschloss
wird
in
der
Praxis
im
Stützbereich
in
der
Regel
jedoch
nicht
am
unteren
Querschnittsrand
angeordnet.
Gegebenenfalls
werden
wie
bei
der
indirekten
Auflagerung
zusätzliche
Bügel
als
Aufhängebewehrung vorgesehen, welche über eine ausreichende Übergreifungslänge verfügen (DIN EN 1992-1-1 Abs. 9.2.5).
Verschiedene
Methoden
zur
Verankerung
und
zum
Schließen
von
Bügeln
sind
in
DIN
EN
1992-1-1/NA
NCI
zu
8.5,
Bild
8.5
dargestellt.
Bei
indirekten
Auflagern
ist
DIN
EN
1992-1-1
Abs.
9.2.5
zu
beachten.
In
der
Praxis
werden
bevorzugt
folgende
Formen angewendet:
Bei
Plattenbalken
kann
die
durchgehende
Querbewehrung
der
Platte
zum
Schließen
der
Bügel
herangezogen
werden,
sofern
die einwirkende Querkraft nicht größer als 2/3 der maximalen Querkrafttragfähigkeit (VRd,max) ist.
Bei
gegliederten
Fertigteilträgern
mit
dünnen
Stegen
dürfen
einschnittige
Schubzulagen
alleine
verwendet
werden,
wenn
die
Druckzone und die Biegezugbewehrung gesondert durch Bügel umschlossen werden (DIN EN 1992-1-1/NA NCI zu 10.9.8 (3))
Quellen:
DIN EN 1992-1-1/NA
Bewehren nach DIN EN 1992-1-1 (EC2) ; 7. Auflage ; Autor Klaus Beer ; Hrsg. Springer Verlag
Mechanisch konsistentes Schubfeldmodell für Bestandsbrücken ohne bzw. mit geringer Querkraftbewehrung (2011)
Hrsg.: Österreichisches Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie
Verfasser: Dipl.-Ing. Patrick Huber & Dr.Ing. Johann Kolleger (TU Wien) & Dr.Ing. Viet Tue Nguyen & Dr.Ing. Duc Tung Nguyen (TU Graz)
Zum Tragverhalten von gering querkraftbewehrten Stahlbetonbalken
Dissertation von Dipl.-Ing. Christina Fust (2017) ; Ruhr Universität Bochum (RUB)
Zur Querkrafttragfähigkeit von Spannbetonbalkenelementen unter besonderer Berücksichtigung der Bügelform
Dissertation von Nicholas Oliver Schramm (2021) ; Technische Universität München (TUM)
Ermüdung der Querkraftbewehrung in Spannbetonträgern ; Dissertation von Matthias Hillebrand (2023) ; TH Aachen
Ein informativer Beitrag aus der Rubrik „Statik & Baukonstruktion“
von Dipl.-Ing. (FH) Sebastian Maurer ; verfasst am 06.10.2025
Querkräfte
wirken
senkrecht
zur
Längsachse
eines
balkenartigen
Bauteiles
und
erzeugen
Schubspannungen,
die
dazu
führen,
dass
Materialschichten
sich
gegeneinander
verschieben.
Diese
Wirkung
wird
als
Scherbeanspruchung
bezeichnet
und
kann
zum
Bauteilversagen
durch
Abscheren
dieser
Materialschichten
führen.
Aus
diesem
Grund
werden
zur
Aufnahme
der
Querkräfte
in
Stahlbetonbalken Bügel vorgesehen, welche die Querkrafttragfähigkeit durch Überbrückung von Schubrissen erhöhen.
Die
Querkraftbewehrung
ist
neben
der
längs
verlegten
Biegezugbewehrung
daher
ein
essentieller
Bestandteil
von
auf
Biegung
beanspruchten
Bauteilen
aus
Stahlbeton.
Beim
Schließen
und
Einbau
der
Bügel
sind
somit
gewisse
Anforderungen
zu
beachten.
Insbesondere weshalb die Bügel vorzugsweise in der Biegedruckzone des Balkens zu schließen sind, wird nachfolgend erläutert.
Querkraftbewehrung von Stahlbetonbalken
Schließen der Bügel